Lok 4 der Kreisbahn Rathenow- Senzke- Paulinenaue- Nauen im Bahnhof Paulinenaue um 1900.

Rechts und links des Schienenstranges

Bitte Einsteigen, es wird betrieblich

 

Anlagenbericht über die RSN

 

Wie das Leben nun einmal so spielt:“ Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ Ich war gerade dabei mir Gedanken über einen Artikel zum Bau eines Paternosters für Modelleisenbahnen zu machen, als mich der Aufschrei Hfy verhalten lies. „ Schreib doch mal etwas über die Betriebsabwicklung auf einer Modellbahn im Allgemeinen und bei der RSN im Besonderen.“ Gesagt, getan, denn nichts ist einfacher als dieses! Doch, wider erwarten herrschte zu diesem Zeitpunkt erst einmal Betriebsruhe. Und zwar im Hirn des obersten Betriebsleiters der Kreisbahn Rathenow- Senzke- Nauen ( RSN ).

Dann aber, beim Lesen alter Ausgaben der damals noch führenden Modellbahnzeitschrift Deutschlands gefiel mir eine Karikatur des Homo Mibanikus. Es zeigte sämtliche Stadien eines werdenden Modellbahners. Da wäre zu aller erst der Anfänger mit seinem Schienenkreis, auf dem mit 180 Sachen der Schnellzug nur so dahinfliegt. Es wird langweilig, das Interesse schwindet genauso schnell, wie bei einer Autorennbahn! Zu Weihnachten bekommt man von der Großmama, der Guten, endlich eine Kreuzung. Doch erst mit dem Einsatz von Weichen und Güterwagen wird das Spiel lebendiger. Wir ahnen die großen Möglichkeiten einer erweiterten Anlage mit Tunnel ( natürlich in der Ecke). Ein Bekannter, dieser Angeber, protzt sogar noch mit der Aussage:“ Ich habe zwei Kreise und fahre auf vier Ebenen“. Angestachelt durch besagten Miniaturmatcho greift der Homo Mibanikus sofort zu Papier und Bleistift zwecks Planung der „ Einzigen“, der „ Entgültigen“. Die geplante Anlage wird einfach riesig sein, Paradestrecke mit automatischem Block, automatische Nebenbahn, automatische Hafenbahn mit Anschluß zum Flughafen, Groß- Bw mit sich automatisch wechselnden Lokomotiven, automatische Schmalspurbahn mit Anschluß an die automatisch betriebene Kleinbahn, nicht zu vergessen die Seilbahn ( halbautomatisch). Spätestens hier scheiden sich Spreu vom Weizen.

 

Auf meiner Anlage, wird zwischen den Kreisstädten Rathenow und Nauen nicht gespielt, sonder Eisenbahnbetrieb durchgeführt. Das hört sich alles etwas kompliziert an, doch wer einmal bei einem Modultreffen aktiv dabei war, wird sehen, wie aufregend der Betriebsablauf sein kann. Man wird richtig gefordert! Auf OOK’s „ Braunlage- Andreasberger Eisenbahn“ kam sogar zeitweise Streß auf!

Wer auf diese Art unser Steckenpferd reiten will, hat schon 50 % der Hürde geschafft. Die andere Hälfte schaffen Sie mit diesem Artikel und sind dann Betriebsmodelleisenbahner h.c.. Und wie funktioniert das alles?

 

Beginnen wir mit der technischen Ausrüstung.

Ob Ihre Anlage noch analog oder schon digital ausgerüstet ist spielt keine Rolle. Allerdings sorgt der digitale Betrieb für realistischere Verhältnisse. Warum? Ganz einfach, jede Betriebsstelle ( Bhf ) bekommt eine Diodenbuchse zur Steuerung eines Handreglers vor Ort. Wer die beliebten Funkhandregler einsetzt, kann auf diese Maßnahme natürlich verzichten. Störende Stromunterbrechungen treten wegen der konstanten Betriebsspannung seltener auf. Außerdem entfallen bei Zugkreuzungen Gleisabschaltungen, die Vorspannleistungen vor einer zweiten Lokomotive werden zum Genuß. Die Weichen werden mittels Weichenhebel händisch gestellt. Eine Uhr mit Modellzeit ist kein muß, bringt aber Spannung in den Betriebsablauf. Die Zeit sollte 1:6 bis 1:10 schneller als die Reale laufen.

 

Jetzt kommt der Papierkram, ohne den es leider nicht geht.

Zuerst gibt es da die SbV, die Sammlung betrieblicher Vorschriften. Sie regelt die z.B die Fahrstraßenordnung oder auch das Bremshundertstel.

Danach machen wir uns erst einmal Gedanken, wann Züge überhaupt fahren. Morgens bringt der Frühzug die Arbeiter in die Kreisstadt. Danach folgt der Schülerzug. Später, so gegen Mittag läuft der Mittagszug mit den Hausfrauen ein. Ab 15 Uhr wollen die Knaben und Mädels, und gegen 18 Uhr die Arbeiter wieder nach Hause gebracht werden. Das sind immerhin 10 Zugverbindungen an einem Tag, ohne Güterverkehr!! Bei der Eisenbahn gibt es um die Fahrzeiten nach Möglichkeit einzuhalten den Bild- und Buchfahrplan. Wir beginnen mit dem Ersteren und ermitteln unter Zuhilfenahme unserer Modellzeituhr die Fahrzeiten aller Triebfahrzeuge zwischen den einzelnen Bahnhöfen.

Danach erhält ein Blatt Papier 24 Zeilen. Diese werden an der Ordinate mit den Stunden 0- 24 versehen. Da Kleinbahnen im Allgemeinen zwischen 5- 22 Uhr verkehren reichen auch 18 Zeilen aus. Die Spalten erhalten die Namen der Betriebsstellen.

Wir legen fest, daß der 1. Zug um 5:20 Uhr A-Stadt verlässt. Der Punkt wird auf dem Diagramm markiert. Wir wissen, daß die einzusetzende Lok bis B- Dorf 7 Minuten fährt. Dieser Punkt wird 5:27 Uhr markiert und mit dem ersteren verbunden. Soll der Zug im Bhf B 5 min. halten, wird die Spalte B gebrochen und 5:32 Uhr wird markiert. So geht es dann mit allen weiteren Bahnhöfen, bis Z- Hausen erreicht ist. Unterschiedliche Farben für die einzelnen Zugfahrten helfen den Überblick auf dem Bildfahrplan zu wahren. Man sollte sich mindestens zwei Fahrpläne mit unterschiedlichen Kombinationen anlegen.

Ist man stolzer Besitzer eines Kreises mit nur einer Betriebsstelle würde der Betrieb wie folgt ablaufen: Der Bahnhof wird nach links verlassen und ist die Anfangsstation Bhf A. Nach einer Runde mutiert er zur Durchgangsstation Bhf B und nach einer weiteren Umrundung zum Endbahnhof Bhf C. Man sieht, auch auf Kleinstanlagen kann Betrieb durchgeführt werden.

Wichtig zu erwähnen ist noch, daß der erste Frühzüge von der Endstation zur Kreisstadt mit Umsteigemöglichkeit zur Staatsbahn fährt. Die Lokbehandlungsanlagen und Übernachtungsmöglichkeiten sind deshalb in der Landstation untergebracht. Züge zur Kreisstadt erhalten gerade Zugnummern. Die Ungeraden stehen für die Rückfahrt. Erhalten Personenzüge die Kennung P 1, P 2, etc, heißen die Triebwagen ein z. B. T 1 und T 2. Diese werden sowieso nur in den betriebsschwachen Zeiten eingesetzt.

Da Personenzüge meistens im Verband fahren werden an den Endstationen die Loks nur umgesetzt. Reges rangieren findet dabei nicht statt. Beim Überfliegen Ihres Güterwagenparks werden Sie schnell feststellen, daß wahrscheinlich weniger als 20 Einheiten im Einsatz sind. D. h., dass mit einem Güterzug- und einen Bedarfsgüterzugpärchen der Ladungsverkehr eines Tages abgewickelt werden kann. Im Bildfahrplan werden während der Personenzugpausen die Güterzugverbindungen eingezeichnet, wobei auf ausreichend Zeit für Rangierarbeiten auf den Betriebsstellen zu achten ist. Die Güterzüge nennen sich dann G 1, G 2, usw, die Bedarfsgüterzüge BG 1, BG 2.

 

Obwohl die Trennung des Personenverkehrs vom Güterverkehr beim Vorbild aus betrieblichen Gründen angestrebt wird, kommt für uns der verklärte Charme der Kleinbahnen erst mit Einführung eines gemischten Zuges. Noch nie gehört? Der gemischte Zug ist eine Komposition aus verschiedenen Güter- und Personenwagen. Sie waren bei Preußens Kleinbahnen, den sächsischen Staatsbahnen und den bayrischen Lokalbahnen im Einsatz. Die Staatsbahn hat für Ihre Neben- und Schmalspurstrecken die Bezeichnung Pmg und Gmp eingeführt. Ein Pmg ist ein Personenzug mit Güterbeförderung. Ein Gmp ist ein Güterzug mit Personenbeförderung. Der Unterschied liegt nicht, wie allg. angenommen wird, in der Anzahl der jeweiligen Wagentypen, sondern in der unterschiedlichen Entlohnung der Lade- und Zugschaffner! Ein Train mit einem Fakultativ- und 5 Güterwagen kann also auch ein Personenzug sein.

Aus diesem etwas unhandlichen Bildfahrplan, der beim Fahrdienstleiter oder Zuglenker hinterlegt ist, entwickelt sich der Buchfahrplan für den Lokführer. Es ist ein kleines Heftchen, in dem jede Zugfahrt vermerkt ist. Außerdem werden hier die betrieblichen Besonderheiten, wie etwa Zugkreuzungen oder Einfahrgleise angezeigt.

 

Danach folgt die Betrachtung, welche Gleise auf den Betriebstellen überhaupt von Güterwagen angefahren werden. Der Bahnhof Schmalliningken z.B. (Hinweis: er liegt in Ost- und nicht in Südpreußen ) hat drei Überholgleise, Lokschuppen, Abstellgleis und Anschlussgleis. Wir legen fest: Gl 1 ist Durchgangsgleis, Gl 2 ist Durchgangsgleis für Zugkreuzungen, Gl 3 ist Ladegleis, Gl 4 ist Schuppengleis und Gl 5 ist Anschlußgleis. Nun geht es ans Eingemachte. Wir überprüfen, was an diesen Gleisen alles verladen werden könnte. Das Lokschuppengleis wird angefahren, um Kohle zu liefern und Schlacke zu entsorgen. Das Anschlussgleis des Rittergutes wird zur Abfuhr der Feldfrüchte und Anfuhr von Düngemittel, Landmaschinen etc. benötigt. Am Ladegleis werden Pferde, Rinder, Heu usw. verladen. Außerdem Dünger und Feldfrüchte der Bauern, die keinen eigenen Anschluß haben.

Wenn alle Gleise registriert sind, beschriften wir die Personen- und Güterwagen mit Betriebsnummern. Bei der RSN sind für Personen- und Dienstwagen die Nummern 01-19, 30-41 für GGw, 45-49 für Ow, 50-59 für Gw, 60-69 für OOw, 70-79 für RRw, 80-89 für Hw und 90-149 für GGw vergeben worden.

Nach Abschluß dieser Arbeiten machen wir uns Gedanken, wie wir die Güter wieder auf die Bahn bekommen.

 

 

 

Der Dachauflieger

Die Wagenumläufe bei diesem System funktioniert in 4 Schritten. Jeder Dachauflieger hat einen Farbcode, der 4 verschiedene Informationen über die Anschließer enthält, die an diesem Tage angefahren werden. Die Herstellung eines Dachaufliegers ist recht einfach. Ein ca. 2 cm breiter Pappstreifen wird in der Breite eines Güterwagens abgeschnitten. Die beiden Enden erhalten je einen Anschlag, sodaß diese Teile auf dem Dach liegen können ohne bei der Fahrt herab zu fallen. Zum Besseren entfernen der Dachauflieger erhalten diese Heftklammern. Mittels eines Magneten können sie aufgenommen werden ohne störende Fingerabdrücke auf dem Dach zu hinterlassen.

Jeder Anschließer erhält einen Farbcode zugeteilt. D.h., Bhf A blau, Bhf b weis, Bhf C Zuckerfabrik grün, Bhf C rot. Diese 4 Farben werden auf den Dachauflieger gemalt, wobei 2/3 weis/ 1/3 grün oben und 2/3 rot/ 1/3 blau unten ist. Dadurch entsteht später der Rhythmus lang- kurz- drehen- lang- kurz – drehen- etc. Damit man erkennt, wo die Wagen in dem jeweiligen Bahnhof abgestellt werden sollen, erhalten die Farbcodes noch Bezeichnungen für Ladegleis= Lg oder Zuckerfabrik= Zufa oder, oder, oder.

Dann wird dieser auf den Güterwagen im Anschlussgleis Bhf B gelegt. Der Güterwagen am Bhf C Ladegleis erhält die gleiche Karte, nur hier ist rot/ blau sichtbar. Fährt ein Zug von A nach Z erkennt der Zugschaffner im Bhf B ( also weis ) den Güterwagen ( weis/ grün ) am Ladegleis. Er nimmt ihn bis zum Bhf C mit, da das Grün auf die Zuckerfabrik hinweist. Auf der Rückfahrt erkennt man im Bhf C ( rot ) den GW rot/ blau und nimmt diesen bis Bhf A ( blau ) mit. Zum nächsten Fahrtag werden die Dachauflieger gedreht. Jetzt muß der Güterwagen aus Bhf A ( blau ) nach Bhf B ( weis ) gebracht werden. Bei der Ankunft im Bhf c ( rot ) muß der Güterwagen aus der Zuckerfabrik geholt und im Bhf C abgestellt werden. Denn auf dem Farbcode folgt rot dem grün. An Hand dieses Beispiels mit 4 Anschließern und nur 2 Güterwagen erkennt man schnell, was für ein interessanter Güterverkehr entsteht. Können Sie sich vorstellen, was bei 6 Anschließern/ Ladegleisen und 10 Güterwagen los ist?

 

Das Frachtzettelsystem

hat gegenüber dem Dachaufliegersystem den großen Vorteil, dass die Optik der Züge nicht verändert wird und der Zugschaffner die Frachtzettel am Mann führt. In der Abb. 1 zu sehen ist muß ein Frachtbrief mindestens die Informationen über den Eigentümer, das Fahrzeug und das Fahrziel enthalten. Das Hinzufügen der Fracht als solche ist nicht unbedingt erforderlich, wirkt aber realistischer. Bei offenen Güterwagen könnten austauschbare Ladungen eingesetzt werden. Am Besten auf dem Wagenladungszettel gleich mehrere Fahrten aufführen, daß minimiert den Papierkrieg. Wie im Beispiel gezeigt, habe ich mich für 7 Betriebseinsätze ( Betriebstage ) entschieden.

 

 

 

Kreisbahn

Rathenow- Senzke- Nauen

GGW 32

 

1. Möbel nach Selbelang, Gut

2. leer nach Senzke, Gut

3 Säcke nach Nauen, Gl 5

4. Dünger nach Wagenitz, Gl 1

5. leer nach Senzke, Gl 4

6. Obst nach Rathenow, Ladegl.

7. Fässer nach Stechow, Gl 1

 

 

Vor Betriebsbeginn werden die Zettel den entsprechenden Güterwagen zugeteilt und in die an den jeweiligen Betriebsstellen befindlichen Wagenzettelkästen gelegt. Der Zettelkasten ist im Allgemeinen dreiteilig. In das linke Fach werden alle Wagenbewegungen für Züge von rechts nach links gelegt. Mit dem rechte Fach wird entsprechend umgekehrt verfahren. In das mittlere Fach gelangen alle Frachtbriefe für ankommende oder verbleibende Wagen, die an diesem Tag nicht bewegt werden.

 

Obwohl Endbahnhöfe nur zwei Fächer benötigen, sollten sie für Reservezettel ein drittes erhalten. Trennungsbahnhöfe bekommen ein viertes oder ggf. fünftes Fach. Bis zum nächsten Heft haben Sie jetzt Zeit alles vorzubereiten, denn dann geht es richtig los.

 

Doch genug der grauen Theorie, betrachten wir einen Betriebstag auf der RSN und starten mittags mit dem Sommerfahrplan 1935 in Rathenow im Pmg1. Lok 1 hat nur den Personenwagen 2 am Haken. Der Abfahrtsbefehl erfolgt um 11:47Uhr. Pmg1 erreicht um 11:57 Uhr die Haltestelle Stechow. Am Ladegleis steht ein OOw, doch der dazugehörige Wagenzettel steckt im Mittelfach. Das Bedeutet, daß der Wagen in Stechow verbleibt. Die Abfahrt unseres Zuges ist pünktlich um 12:20 Uhr. Da im nächsten Bahnhof eine Zugkreuzung mit dem Pmg2 stattfindet, ist im Buchfahrplan geregelt, wer als erster in der Bahnhof einfahren muß. Wir natürlich nicht, denn wir müssen vor Senzke an der Trapeztafel ( Einfahrsignal ) auf die Aufforderung des Gegenzuges zur Einfahrt warten. Doch dies tut er erst dann, wenn der Zugführer des Pmg2 sichergestellt hat, daß auch der letzte Wagen seines Zuges den Bahnhof erreicht hat, und die Fahrstraße für uns gestellt ist. Ja wenn, doch unser Gegenzug hat wegen reger Rangierarbeiten erhebliche Verspätung. Da bleibt genügend Zeit kühle, schäumende Getränke einzunehmen oder der anderen Lokmannschaft hämisch über die Schulter zu schauen. Und die hat bestimmt schon Schweißperlen auf der Stirn. Es ist nämlich schon erstaunlich, daß alle Lokmannschaften mit größter Anstrengung versuchen im Plan zu bleiben. In der Zwischenzeit ist Pmg2 mit 31 Minuten Verspätung eingetroffen und auch wir stehen zur Freude der Fahrgäste am „Bahnsteig“. Aber für uns gibt es etwas zu tun. Zwei Wagenzettel im Fach Richtung Nauen sagen uns, daß OOW62 mit Rüben beladen vom Anschlußgleis des Rittergutes bis zur Zuckerfabrik in Nauen und der GGW40 vom Ladegleis leer bis Ribbeck mitgenommen werden sollen. Da aber auch Lok 5 des Pmg2 gleichzeitig mit Lok 1 regen Rangierbetrieb in Senzke durchführt, zeigt sich die Überlegenheit des digitalen Modellbahnbetriebes. Keine Gleisabschaltungen, zwei Loks auf einem Gleis, etc.p.p.. Naja, trotz der fahrplanmäßigen einstündigen Rangierzeit erfolgt unsere Abfahrt nur 10 Minuten über Plan um 13:25 Uhr. Es ist jetzt an der Zeit ein paar dosierte Schuldzuweisungen über die Unfähigkeit der anderen Lokmannschaft bei den ungeduldigen Fahrgäste anzubringen. Denn wir währen schon pünktlich, aber die anderen, die haben doch gar keine Ahnung, reine Amateure, Anfänger. Unter diesen Frotzeleien oder auch lautstarken Verwünschungen halten wir in Selbelang, unserer nächsten Station. Wir haben zwei Minuten Fahrzeit herausgeholt und der „Zeigersprung“ wird bei der Abfahrt gar nicht erst abgewartet. Wieder eine Minute geschunden. Ribbeck erreichen wir um 14:12 Uhr. Der GGW40 wird am Ladegleis abgestellt und sein Frachtzettel in das mittlere Fach des Zettelkastens gesteckt. Doch im Fach Richtung Nauen befinden sich vier Zettel. Vier OOW wollen zur Zuckerfabrik Nauen mitgenommen werden. Doch vielleicht ist der Zug jetzt etwas zu lang? Kein Problem, schnell in der SbV nachgeschlagen! Dort steht, daß die Bremslast auf max. 18 Achsen begrenzt ist. D.h., es dürfen nur noch zwei weitere Wagen eingestellt werden. Die restlichen nimmt dann der Abendzug mit. Mit 4 Minuten Verspätung verlassen wir Ribbeck, fahren etwas schneller als 25 km/h und erreichen Nauen drei Minuten nach Plan. Also pünktlich, wie bei der DB AG! Die Güterwagen werden entsprechend ihrer Bestimmung zugeführt und die Wagenladungszettel in des mittlere und rechte Fach gesteckt. Lok 5 der RSN wird restauriert und der Nachmittagszug vorbereitet. Denn, um 15:02 Uhr beginnt der Spaß in die Gegenrichtung als P4.

Nach dem Beenden der „Schbieltzäschen“ werden alle durchgeführten Wagenbewegungen auf den Wagenladungszetteln gestrichen und dem nächsten Betriebstag steht nichts mehr im Weg.

 

Ich kann mich noch genau einer kleinen Episode an meinen ersten Betriebstag auf der Braunlage- Andreasberger Eisenbahn bei OOK erinnern, und auch daran, dass Hfy ganz versessen darauf war, den Posten des Zuglenkers zu besetzen. Der Zuglenker steuert die Züge mittels Bildfahrplan und Fernsprecher, wenn sie außerhalb des Fahrplanes fahren und Wagengarnituren ungesichert die Strecke versperren. Als ich nach drei Stunden Betrieb meinen rückwärtigen Gefühlen freien Lauf lassen wollte, war das Örtchen besetzt! Durch Hfy, der keinen Blickkontakt zur Anlage haben durfte und unsere tatsächlichen Fahrten, also die meist außerfahrplanmäßigen, in den Bildfahrplan einzeichnete. Der Soll/ Ist- Verglich war jedes mal erschütternd. Später wurde das Örtchen geräumt und Herberts Pöstchen im Keller untergebracht.

 

 

Ihre

Betriebsleitung der

Kreisbahn

Rathenow- Senzke- Nauen