Rechts und links des Schienenstranges

Am Bahnübergang

 

Kreisblatt für den Kreis Westhavelland Nr.272 vom 20. Nov. 1934

 

Im letzten Augenblick. Glück hat der Kaufmann Ullrich gehabt. Er befand sich bei dichtem Nebel auf dem Wege nach Nauen und wollte gerade die Bahnüberführung der Kleinbahn bei Selbelang überqueren, als er im letzten Augenblick das Herannahen eines Zuges bemerkte. Ullrich konnte noch kurz von dem Kraftrad springen und kam glücklich mit dem Schrecken davon, während sein Rad vom Zuge schwer beschädigt wurde. Wie uns gemeldet wird, soll das rote Warnungssignal nicht gebrannt haben.

 

23 Jahre später ereignet sich an der gleichen Stelle ein tödlicher Unfall.

 

Seit jeher sind niveaugleiche Kreuzungen zweier Verkehrswege mit besonderen Gefahren verbunden. Das Zusammentreffen der beider Verkehrsträger Schiene und Straße muß aus diesen Gründen besonderen Sicherungsmaßnahmen unterliegen. Dies wurde schon in den Anfängen des Eisenbahnzeitalters erkannt. „ Stark befahrende „ Wege oder Chausseen wurden durch Barrieren und einem Posten gesichert. Dieser blockierte mittels seiner Amtsperson und einer Fahne den Bahnübergang oder zog ein Gatter über die Straße. Später folgten die uns bekannten Schlagbäume. Eisenbahnen unterer Ordnung konnten, bedingt durch Ihre geringere Fahrgeschwindigkeit, ggf. auf diese Sicherungsmaßnahmen verzichten. Sie müssten aber wenigstens an jedem Bahnübergang Warnschilder für die Straßenverkehrsteilnehmer aufstellen ( Bild 1, 2 ). Diese Warnschilder erläuterten, wie bei Annäherung eines Zuges zu verfahren sein. Solange die Straßen nur von Personen und Pferdefuhrwerken in Schrittgeschwindigkeit benutzt wurden, reichten diese Hinweistafeln aus. Mit dem Aufkommen des Automobiles mussten neue Zeichen her. Es entstanden die allseits bekannten Andreaskreuze, um die Aufmerksamkeit der Automobilisten zu erheischen. Doch nun, zu Beginn der 20er Jahre stand man vor einem neuen Problem. Der motorisierte Individualverkehr nahm zu, die Kraftfahrzeuge schneller, doch die Kleinbahnen waren in den meisten Fällen nicht in der Lage gesicherte Bahnübergange zu finanzieren. Außerdem sollten die Kraftfahrer frühzeitiger gewarnt werden um den Bremsvorgang einleiten zu können. Die Warnblinkanlage musste her. Die Ausstattung dieser Anlagen sah eine viereckige schwarze Grundplatte vor, die am äußeren Rand zur besseren Erkennung weis und rot umrandet war ( Bild 4,5,6 ). Darüber befestigte man das Andreaskreuz. In der Grundplatte waren zwei Lampen installiert. Die weiße Bereitschaftslampe zeigt durch Blinken den ordnungsgemäßen Zustand der Anlage, sowie die ungehinderte Fahrt für die Straßenteilnehmer an. Bei Annäherung eines Zuges erlischt diese und die rote Lampe blinkt mit doppeltem Takt. Nach Passieren des Überganges wird durch einen Schaltkontakt die Anlage wieder in die Grundposition gebracht.

 

Um es vorweg zu sagen, die Herstellung einer funktionsfähigen Warnblinkanlage ist keine Feierabendarbeit am Küchentisch. Aber der Einsatz lohnt sich. (Bild 7, 8, 9 ). Zuerst wird das Schild aus 0,5mm Messing entsprechend der Zeichnung ausgesägt und anschließend mit den beiden Bohrungen versehen. Ein Stiel aus Schienenprofil wird auf das Schild gelötet und alles nach der Reinigung grundiert. Der anschließende Farbauftrag erfolgt mittels einer Spritzpistole in der Reihenfolge 1. alles rot sprühen, 2. den äußeren Rand 2mm umlaufend abkleben, 3. alles weis sprühen, 4. den äußeren Rand 4mm umlaufend abkleben, 5. alles schwarz sprühen. Erst nach dem vorsichtigen Abziehen der Klebebänder sieht man den Erfolg. Gegebenenfalls die Farbe abwaschen und die Prozedur bei 1. wieder beginnen. Ich benötigte 4 mal !!. Stil und Schildrückseite erhalten grau. Die LED werden eingeklebt ind die Kabel im Rohr oder am Schienenfuß nach unten geführt. Die Platine wird entsprechend des Schaltbildes bestückt und mit der aufgestellten Warnblinkanlage, sowie den im Gleis befindlichen Reedkontakten verbunden. Die Loks bekommen ihren Magneten auf die Bodenplatte geklebt. Sollte wider Erwarten alles richtig geschaltet sein, kann der Fahrbetrieb sofort beginnen. Wie gesagt: sollte !

 

 

Viel Spaß

Betriebsleitung der Kreisbahn

Rathenow- Senzke- Nauen

 

Bild 1
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Bild2
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Bild 4
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Bild5
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Bild 7, BÜ an der Reichsstraße 5 bei Selbelang
Bild 7, BÜ an der Reichsstraße 5 bei Selbelang