Kleine Fingerübungen

am Kassel

 

Nun, mit der Reise nach Kassel hat es, wie in Heft 6/2008 angekündigt nicht geklappt. Dann bauen wir uns eben einen selbst. Doch vorher noch etwas wissenswertes über unser neues Objekt der Begierde.

Zuvorderst hilft eine kleine Begriffserklärung. Mit dem Gattungsbezirk Kassel werden alle gedeckten Wagen der Verbands- und Austauschbauart trotz unterschiedlichen Aussehens bedacht. Hier hilft die DB - Bezeichnung Gr 20 oder die DR- Bezeichnung 04 bestimmt weiter. Mit der UIC kam dann Gklm 193 in Gebrauch. Alles klar?

Bedingt durch die Verluste von gedeckten Güterwagen der Länder- und Verbandsbauarten im 1. Weltkrieg und Abgabe als Reparationsleistung an die Entante, begann man bereits nach der Zusammenlegung der Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn im Jahre 1923 mit der Erarbeitung neuer Güterwagentypen, der sogenannten Austauschbauart. Zur Erhöhung der Reisegeschwindigkeit war dies auch aus wirtschaftlicher Sicht nötig. Als Folge des technischen Fortschritts konnten neue Fertigungstechniken, wie etwa das Schweißen in die Produktion mit einfließen. Auch erlaubten die Fertigungs- und Bauteiletoleranzen erstmalig den kompletten Austausch sämtlicher Baugruppen. Obwohl die gedeckten Wagen der Austauschbauart gänzlich anders als die Fahrzeuge der Länder- und Verbandsbauart aussehen, gleichen sie ihnen verkehrlich bezogen auf das Ladegewicht, Tragfähigkeit und Ladefläche vollkommen. Konstruktiv ist am Augenfälligsten das Tonnendach und das Bremserhaus. Diese Ausführungsänderung war durch die Einführung der mehrlösigen Kunze- Knorr- Bremse möglich geworden, sodaß die bis dato mitfahrenden Bremser auf den Güterzügen entfallen konnten. Außerdem erhielten die Wagen eine geänderte Türaufhängung, auf die die Diagonalstreben hinweisen. Obwohl nur 8263 Stück dieser gedeckten Wagen gegenüber ca. 200.000 Flachdachwagen gebaut wurden ( also 4,1%), ist die Austauschbauart auf unseren Modellbahnanlagen doch recht stark präsent. Und darum bringen wir unsere Gr 20 jetzt auf Vordermann.

 

Wenn das Chassis entsprechend Ausgabe 6/ 2008 hergestellt wurde, haben Sie schon mal 80% der Arbeiten durchgeführt. Nach entfernen der Türen und den Laufschienen werden am Boden des Wagenkastens wieder die drei Angußstutzen weggeschliffen, sowie mit dem Skalpell sämtliche Griffe entfernt. Anschließend folgen die 2mm Material auf den gebogenen Stirnseiten. Diese werden bis zum Dachspriegel heruntergefeilt. Die vier seitlichen Einrastöffnungen müssen mit Revell- Spachtelmasse verschlossen und nach dem Trocknen mit der Seitenwand plangeschliffen werden. Das Skalpell sorgt dann für die entsprechenden Bretterfugen. Aber nicht vergessen!! Anders als bei der G 10- Tür mit ihrer unteren Schienenführung ist sie beim Gr 20 oben. D.h., die Tür hängt jetzt.

Die beiden oberen Türschienen werden kantig gefeilt und in den Wagenkasten geklebt. Die Tür verliert ihre 4 Rollen und die beiden unteren Führungsschienen. Sie wird ebenfalls fest eingeklebt. Ein späteres Schieben ist nicht mehr möglich. Die neuen unteren Führungsschienen entstehen aus doppeltlagig geklebte Evergreen Streifen ( 75x 1,8x 0,5 mm und 75x 1,5x 0,5 mm). Der Wagenkasten wird noch durch 0,5mm Ms Griffstangen, Oberwagenschlußscheibenhalter und den Türpuffern vervollständigt. Ein neues Dach aus 195x 70x 0,5 mm Polysterol wird mittels UHU- Plus mit dem Wagenkasten verbunden. Der Farbauftrag erfolgt wie bereits beschrieben mit RAL 8012, rotbraun für den Aufbau und Plakafarbe für das Dach. Zum Zeichen, daß diese Wagen für den Russlandverkehr umgespurt werden konnten, erhielten Sie weiße Puffer.

Für den Umbau der gedeckten POLA Maxi Wagen sei noch ein Verweis auf die Adresse „ nullmobau.de.vu“ erlaubt. Hier finden Sie neben Zurüstsätze zu Friedenspreisen auch diverse Bremserhäuser.

 

Aber, wir sind noch nicht am Ende! Der G 10 (also auch so ein Kassel) sollte, wie versprochen, noch ein hochgesetztes Bremserhaus erhalten. Während bei Länderbauarten diverse Dachformen von flach bis gewölbt für das Bremserhaus zu finden sind, hat das Häuschen der Verbandsbauart ein spitzes Dach. Wir entscheiden uns für letzteres.

Ein, auf einer Spur-0-Veranstaltung gekauftes Rai-Mo Bremserhaus, erweckte mein Wohlwollen. Die viel zu klein geratenen Türen werden mittels einer kleinen Schlüsselfeile vorsichtig abgeschliffen und mit Evergreen Streifen 22x 2x 0,5mm neu aufgebaut. Auch werden die Fensterrahmen neu eingefasst. Die Türgriffe und Scharniere bestehen aus 0.5mm Ms- Draht. Als Treppe dient die Leiter aus dem 0- Scales Kesselwagen Bausatz, wobei die Auftritte der einzelnen Stufen mit Evergreen Streifen belegt werden. Den Rest des Bausatzes nicht wegwerfen, der wird später noch gebraucht!

Es folgt die Verlängerung des Fahrwerkes. Zuerst wird dieses wie in Ausgabe 6/ 2008 beschrieben hergestellt. Danach ist die Pufferbohle der zu verlängernden Seite plan zu schleifen. Bei der Herstellung des Fahrwerkes blieben zwei kurze Pufferbohle übrig. Und genau eine davon benötigen wir jetzt, denn sie kommt direkt mittig an das Fahrwerk geklebt. Jetzt sollte das Bremserhaus am Wagenkasten fixiert werden. Es folgen die acht 0,6mm Bohrungen für das Treppengeländer aus 0,5mm Ms. Nach dem Einkleben der Geländer folgt das Spritzen des Wagenkastens mit RAL 8012, rotbraun. Die bereits schwarzen Treppen anpassen und ankleben. Man darf über die Breite der Treppen des Bremserhauses nicht wundern. Diese haben 4mm Überstand und damit auch ihre Richtigkeit. Am Fahrwerk ist der Bremshebel unter dem Bremserhaus aus dem 0- Scales- Bausatz darzustellen. Nach dem Zusammenbau von Fahrwerk mit dem Wagenkasten wird die dem Bausatz beiliegende Gewindestange zwischen Bremserhaus und Bremshebel eingeklebt. Es folgt die Beschriftung, sowie dezente Betriebspuren.

 

 

Übrigens, das Nächste mal ist nichts für feine Nasen, da stinkt’ s!!!

 

 

 

 

Betriebsleitung

der

Naugarder Kleinbahn